Trauma und Beziehung
Manchmal
zeigt sich im Laufe einer Therapie, dass Patienten in der Vergangenheit
traumatisiert wurden. Dies kann durch (sexuelle) Gewalt, Naturkatastrophen, Krieg, Zwangsprostitution, genitale Verletzungen und
Eingriffe, Verstümmelungen, schlimme Erfahrungen bei der Geburt
eines Kindes und vieles mehr verursacht sein. Nicht jede solche Erfahrung führt zu einem Trauma, aber jede kann dazu führen. Wir nennen die Symptomatik dann "Posttraumatische Belastungsstörung" (PTBS).
Während die Behandlung traumatisierter Einzelpersonen mit EMDR, Ego-State-Therapie etc. schon seit langem im Fokus der Fachwelt ist, wird die Dramatik traumatisch belasteter Partner im Beziehungsalltag vergleichsweise vernachlässigt.
Wurden Sie als Kind von Ihren Bezugspersonen durch Liebesentzug, Ignoriertwerden, nachhaltige Herabsetzung, Essensentzug, durch die Eltern verursachte Katastrophen, lebensbedrohliche Erkrankungen oder Drogenmissbrauch der Eltern, Suizid, Isolation, Ausgrenzung innerhalb der Familie, massiven Streit, sexuell aufgeladene Atmosphäre im Elternhaus oder anderem traumatisiert, sprechen wir von einer "traumazentrierten Beziehungsstörung". Sie leiden dann unter der gestörten Beziehung zu den Eltern, die bei den inzwischen Erwachsenen zu Überreaktionen gegenüber dem Liebespartner führen können.
Wenn das Verhalten der eigenen Eltern traumatisierend war,
beeinflusst dies für gewöhnlich das Verhalten in späteren Liebesbeziehungen. Betroffene reagieren
beispielsweise auf kleine Kränkungen, als würde sie existenziell
bedroht. Das kann in einer Partnerschaft zu schwer erträglichen
Schleifen führen, eben nicht zueinander zu finden. Statt dessen kommt es
beispielsweise zu Wein- oder Wutanfällen, auffälligem Fluchtverhalten
oder "Versteinerung". Die Fähigkeit, beziehungserhaltend mit starken
Gefühlen umzugehen, ist gemindert. Statt dessen schädigen Betroffene
sich selbst oder die Partnerschaft.
Nicht jede dieser Partnerschaften muss zwangsläufig auf eine Trennung zulaufen. Eine Behandlung ist möglich, wenngleich auch hier keine Garantie gegeben ist, das "alles gut wird".